Erkrankungen von Tomaten

1. Einleitung

Wenn es um Erkrankungen unserer Tomaten ging, konnte man im Forum schon sehr viel von der Kraut- und Braunfäule (Phythopthora infestans) lesen. Das ist eine durch einen Pilz verursachte Krankheit, die meistens zu einem Totalausfall führt. Mehr zu diesem Thema im Kapitel 3.

Eine Mangelerscheinung, die Blütenendfäule, war ebenfalls schon oft Thema von Threads im Gemüsebeet. Die zu von vielen Gärtnern bewilligte gute Düngung liefert Probleme ab. Der Vergleich mit dem "überernährten dicken Menschen" ist aber nicht ganz von der Hand zu weisen. Dazu sagt unser Forumsmitglied Brennnessel: „Dem entgegen wirkt Gesteinsmehl, zu gute Düngung löst Endfäule aus.“ Kapitel 8 widmet sich diesem Thema.

Des weiteren gibt es Bilder und einige kurze Worte zu den Themen Septoria (Kapitel 4), Early Blight (Kapitel 6) und Tomatenwelke (Kapitel 7).

Im Anhang findet sich ein sehr interessanter Beitrag von U. Ehrich , der über die Freilandversuche beim Verein Dreschflegel berichtet. Es geht dabei um die Freilandverträglichkeit verschiedener Sorten, die auf ihre Anfälligkeit gegenüber Braunfäule getestet wurden. Vielen Dank für den Bericht und die Bilder.

 

2 Tomatenkrankheiten

Kraut- und Braunfäule Blütenendfäule und die weiteren erwähnten Krankheiten sind nur ein geringer Teil bekannter Erkrankungen bei den Tomaten. Das Spektrum der Tomatenkrankheiten ist aber wesentlich größer. Verursacher sind Pilze, Bakterien und Viren. Wenn auch die Virenerkrankungen bei Hybridsorten wirkungsvoll ausgeschaltet werden können. Doch man sollte es nicht allein den Saatgutbetrieben überlassen, durch „Neuzüchtungen“ Raum für neue Virenerkrankungen zu schaffen. Und vor allem dadurch ein gewinnbringendes Potential anzuhäufen.

Es ist sehr schwer, die einzelnen Erkrankungen auseinander zu halten. Viele der Krankheitssymptome sehen sich sehr ähnlich. Deshalb ist es trotz intensiver Recherche nicht möglich gewesen, alle Bilder zuzuordnen ( z.B. Bild 1 und 2, wo ich nur Vermutungen habe). Die Bilder von Tomaten, die durch Pilze, Bakterien und Viren erkrankt sind, sehen sich vielfach sehr ähnlich.

Außerdem  gibt es Krankheiten, die aus Mangelerscheinungen resultieren. Direkte tierische Schädlinge, die hauptsächlich Tomatenpflanzen befallen, sind in unseren Breiten noch kein Thema, werden aber der Vollständigkeit halber mit erwähnt. Die Weiße Fliege, auch Kohlmotte genannt, ist einer der wenigen einheimischen Schädlinge, die in großer Population auch den Tomaten schädlich wird.

Die folgende Tabelle zeigt die wichtigsten Krankheiten und Schädlinge auf. Neben dem wissenschaftlichen, deutschen und englischen Namen wird die Art der Erkrankung beschrieben. Die wissenschaftlichen und englischen Namen basieren auf Recherchen in D.Blancards „A Colour Atlas of Tomate Diseases“.

Zum Eintrag bei „Art der Erkrankung“:
(V- Virus  B - Bakterien  P - Pilz M - Mangelerscheinung S - Schädling). 
V / B / P / M / S bedeutet also: Bakteriell verursachte Erkrankung.

Zum Eintrag Befallspunkt:
(BL - Blatte ST - Stängel  WU - Wurzeln  FR -Frucht) beschreibt den vorzugsweise befallenen  Pflanzenteil.
BL / ST /WU / FR bedeutet also, dass hauptsächlich Blätter und Früchte befallen werden.

Wissenschaftlicher Name Deutsche BezeichnungEnglischer Name Art der Erkrankung Befallspunkt 
Pseudomonas syringaeBlasenfleckenkrankheitspecklesV / B / P / M / SBL / ST /WU /FR
Xanthomonas campestrisTomatenwelkebacterial scaleV / B / P / M / SBL / ST /WU /FR
Clavibacter michiganensisBakterienringfäule, Umfallkrankheitbacterial cankerV / B / P / M / SBL / ST /WU /FR
Pseudomonas corrugataStaengelmarkbräunepith neurosisV / B / P / M / SBL / ST /WU /FR
Alternaria dauciDürrfleckenkrankheit, Blattfleckenkrankheitearly blightV / B / P / M / SBL / ST /WU /FR
Botrytis cinereaGrauschimmelgrey mouldV / B / P / M / SBL / ST /WU /FR
Fulvia fulvaSamtfleckenkrankheitleaf mouldV / B / P / M / SBL / ST /WU /FR
Leveillula tauricaEchter MehltauoidiumV / B / P / M / SBL / ST /WU /FR
Phytophthora infestansKraut- und Braunfäulelate BlightV / B / P / M / SBL / ST /WU /FR
Stemphylium botryosumKrautwelkestemphylium leaf spotV / B / P / M / SBL / ST /WU /FR
Pyrenochaeta lycopersiciKorkwurzelkrankheitcorky root diseaseV / B / P / M / SBL / ST /WU /FR
Colletotrichum coccodesSchwarze Wurzelfäuleroot necrosisV / B / P / M / SBL / ST /WU /FR
Spongospora subterraneaPulverschorfroot gallsV / B / P / M / SBL / ST /WU /FR
Fusarium oxysporumTomatenwurzelfäuleroot rotV / B / P / M / SBL / ST /WU /FR
Didymella lycopersiciTomatenstaengelfäuledidymella cankerV / B / P / M / SBL / ST /WU /FR
Phytophthora nicotianaeStängelgrundfäulecollar cankerV / B / P / M / SBL / ST /WU /FR
Fusarium oxysporumFusariumwelkefusarium wiltV / B / P / M / SBL / ST /WU /FR
Verticillium dahliae Verticilliumwelkeverticillium wiltV / B / P / M / SBL / ST /WU /FR
Tobacco mosaic virusTomatenmosaikvirustomato mosaicV / B / P / M / SBL / ST /WU /FR
Cucumber mosaic virusGurkemmosaicvirusnecrosis of the tomatoV / B / P / M / SBL / ST /WU /FR
Alfalfa mosaic virusAlfalfa Mosaic Virusnecrotic mottlingV / B / P / M / SBL / ST /WU /FR
Tomato yellow leaf virusTYLCV (keinen deutschen Namen gefunden)Yellow leaf curl diseaseV / B / P / M / SBL / ST /WU /FR
LiriomyzaMinierfliegeleaf minersV / B / P / M / SBL / ST /WU /FR
Heliothis armigeraBaumwollkapselwurmcaterpillarsV / B / P / M / SBL / ST /WU /FR
Aphis gossypiiGurkenlausaphidsV / B / P / M / SBL / ST /WU /FR
Trialeurodes vaporariorumWeiße FliegeWhitefliesV / B / P / M / SBL / ST /WU /FR
 Blütenendfäuleblossom end rotV / B / P / M / SBL / ST /WU /FR
 Grünkragigkeitcorky stylar scar (catface)V / B / P / M / SBL / ST /WU /FR
 SonnenbrandsunburnV / B / P / M / SBL / ST /WU /FR
Septoria lycopersiconBlattfleckenkrankheitSeptoria leaf spotV / B / P / M / SBL / ST /WU /FR
Corynebactericum michiganse

Bakterielle Tomatenwelke, Krautwelke

wiltV / B / P / M / SBL / ST /WU /FR

 

Diese Tabelle erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Einige Tomatenkrankheiten sollen im Folgenden in Wort und Bild vorgestellt werden. Alle Bilder wurden von Mitgliedern dieses Forum geschossen. Ich kann mir vorstellen, dass das nicht immer ein reines Vergnügen war. Den Gartenfreunden, bei denen ich einige Fotos schießen durfte, ging es ebenso.

Die Texte und  Bilder wurden nach bestem Wissen zugeordnet. Fehler sind nicht grundsätzlich ausgeschlossen, da die Symptome vieler Krankheiten überlagern und eine Zuordnung nicht immer einfach ist.

 

3 Phythophtera Infestans

Hauptfeind Nummer 1 ist bei den meisten die Kraut- und Braunfäule gewesen. Sie tritt besonders in feuchten Jahren verstärkt auf. Als Überträger der Krankheit sind Pflanzenreste anzusehen, auf denen der Pilz überwintern kann. Reste von Kartoffeln, die im Boden verbleiben, bilden ein Gefahrenpotential. Die Vermehrung des Pilzes an den Kartoffelpflanzen geschieht relativ rasch. Kartoffelpflanzen neben Tomaten bilden eine reale Gefahr. Diese Gefahr besteht nicht nur in benachbarten Beeten. Die Sporen des Pilzes können sich unter günstigen Bedingungen sehr weit verbreiten.

Phytophtora überlebt eigentlich nur am lebenden Pflanzenmaterial, nicht an trockenem oder abgestorbenen Laub oder Pflanzenteilen. Angeblich sind in einigen Ländern mittlerweile Überwinterungsformen von Bodensporen gefunden worden, derzeit ist das aber in unseren Klimagebieten noch kein Thema. Kartoffeln, die im Boden verblieben sind, stellen eigentlich nur ein Problem da, wenn man sich wachsen lässt. Im Fachdeutsch heißt dieser Neuaustrieb, der die Basis für die Vermehrung des Pilzes bildet "Durchwuchs".


Der Befall an Kartoffelpflanzen ist spätestens dann deutlich zu erkennen, wenn sich auf der Unterseite der Blätter die Sporenherde des Pilzes ausbilden (Bild 3).

An Tomatenpflanzen ist der Pilz erst recht spät zu erkennen, wenn es dann schon fast zu spät ist. Ein Ausbrechen der befallenen Blätter und ein Rückschnitt können den Befall eigentlich nur dann eindämmen, wenn das Wetter mitspielt. Ein feuchtes Klima begünstigt den Krankheitsverlauf. Besonders die Endphase des Befalls ist als dramatisch anzusehen (Bild 4, 5 und 6).

Über die Frage, ob die befallenen Pflanzen rigoros entsorgt werden müssen oder gar noch auf dem Kompost landen können, streiten sich im Übrigen die Geister.

 

4 Septoria

In Gewächshäusern kann eine andere Tomatenkrankheit auftreten. Man erkennt sie an den deutlichen Verfärbungen an den Blättern (Bild 7 und 8). Im Spätstadium der Krankheit vertrocknen die Blätter regelrecht.

 

5 Botrytis

Das Bild 9 zeigt ein sehr deutliches Befallssymptom der Früchte: konzentrische Ringe. Der Befall der Früchte ist in der Regel nicht sehr dramatisch.

Die Gefahr geht durch den Befall der Stängel und des Laubs aus. Befallene Pflanzenteile sollten umgehend entfernt werden, bevor sich an der Pflanze ein auffallender Sporenrasen bildet. Oberhalb starker Schädigungen am Stängel kann die Pflanze komplett absterben.

 

6 Early Blight

Der deutsche Name Blattfleckenkrankheit weist auf die Symptome hin, an denen man diese Krankheit zuerst erkennt – meist ringförmige braune Verfärbungen an den Blättern (Bild 10).  Hohe Luftfeuchte und Temperaturen zwischen 18 und 25 Grad Celsius begünstigen die Erkrankung. Besonders gefährdet sind Kulturen in Gewächshäuser. Der Verlauf ist weniger tragisch, wenn man befallene Pflanzenteile großzügig entfernt und vernichtet und für gute Durchlüftung sorgt.

Einen Befall der Früchte habe ich beobachtet (Bild 11).

Eine Behandlung mit Schachtelhalmbrühe oder Magermilch ist möglich; die Zugabe von Gesteinsmehl wird empfohlen.

 

7 Tomatenwelke

Die Tomatenwelke an Tomaten (auch als Krautwelke bezeichnet) wird durch ein Bakterium erzeugt, dass über Verletzungen an Pflanze. Da es zwei deutschsprachige Krankheiten gibt, die Tomatenwelke heißen, bezieht sich dieser Text auf Corynebactericum michiganse. Erste Symptome zeigen sich meist an den Stängel, die braune Längsstreifen bekommen. Befallene Blätter rollen sich meist zusammen (Bild 12 und 13). Ein großzügiger Rückschnitt und die Entsorgung der Pflanzenrest sind notwendig.

Blatt- und Blütenansätze (Bild 14) sterben ab.

 

8 Blütenendfäule

(Bild 15, 16 und 17)

Die Mangelerscheinung zeigt sich als erstes als brauner Ansatz am Blütenpol der Frucht. Dieser wird zunehmend größer und lederartiger. Anfangs sollen die Früchte durch großzügiges Ausschneiden noch genießbar sein. Das Für und Wider wurde mehrfach im Forum diskutiert.

Als Ursache wird ein Mangel an Kalzium angesehen. Dieser kann durch Zugabe von Kalzium beseitigt werden

Weitere hin ist eine ungleichmäßige Wasserzufuhr bzw. die ausschließliche Nutzung von Regenwasser ungünstig. Im ersten Fall kann die Pflanze das vorhandene Kalzium durch Bodenverhärtung nicht erschließen. Im zweiten Fall sind meist zu wenige Kalzium-Ionen im Wasser vorhanden.

Es gibt Sorten, die sehr anfällig für diese Mangelerscheinung sind. Meist sind es längliche flaschenförmige Sorten vom Roma-Typ. Die Sorte Green Sausage wurde sehr oft als Fallbeispiel genannt (Bild 15 und Bild 17 unten).

 

9 Anhang zum Thema  Phytophthera (Autor: U. Ehrich)

„Seit 1996 betreibt der Dreschflegel e.V. ein Screening, in dem versucht werden soll. Tomaten erfolgreich im Freiland zu kultivieren. Sinn ist es, Sorten zu finden, die zwar nicht resistent gegen Phytophtora sind, aber zumindest eine größere Toleranz aufweisen, so dass es nicht zu einem sofortigen Totalausfall kommt. Um klimatisch übergreifende Ergebnisse zu erheben, nehmen mehrere Höfe aus ganz Deutschland an diesem Versuch teil. Weitere Zielsetzung ist es, durch die eigene Saatgutgewinnung zu einer positiven Selektion einzelner Sorten in Bezug auf Phytophtora zu kommen. Aus diesen Anbauversuchen hat sich eine Anbauempfehlung für 10 Sorten ergeben:

- Fleischtomaten:
    die einzige zu empfehlende Fleischtomate ist die „Paprikaförmige“
( sicherer Ertrag in der ersten Saisonhälfte, danach witterungsbedingt.)

- Salattomaten:
    Matina
( Prognose wie „Paprikaförmige“)

- Kochtomaten:
    De Berao
 (da sie recht mehlig ist und nicht unbedingt als das „Geschmackswunder“ durchgeht)

- Cocktailtomaten:
    Cerise rot/gelb
    Celsior
    Rote Murmel
    Golden Currant
    Resi Gold
    Lämpchen

Alles in Allem zeigt sich aber bei diesen Versuchen, dass es keine Patentrezepte und keine Supersorten gibt, insbesondere auch in Hinblick auf das schwierige Thema Resistenzzüchtung. Resistenzen, die nur auf einem Gen beruhen, werden von den Erregern meist sehr schnell ausgehebelt. Resistenzen, die auf mehreren Genen beruhen, sind entsprechend schwierig zu selektieren, insbesondere, da es sich nicht um offensichtliche Merkmale, wie die Blütenfarbe handelt. Wichtig ist es aber, darauf zu achten, wo man sein Saatgut bezieht. Es ist nicht ratsam, sein Saatgut von Firmen zu beziehen, die entweder mit erhöhtem Einsatz von Pflanzenschutz oder im sonnigen Ausland produzieren, da hier der Selektionsdruck entfällt und sich Anlagen mit schwachen Resistenzen im Bestand halten.  Vor diesem Hintergrund macht es durchaus auch Sinn, „seine eigenen Sorten“ über längere Zeiträume hinweg zu selektieren und eigenes Saatgut zu nehmen. Diese sind dann letztlich besser angepasst, als in anderen Klimazonen erzeugtes Saatgut. Wie wirksam eine solche Strategie sein kann, kann ich aus eigener Anschauung berichten, im letzt jährigen Augustwochenende zeigten in Schönhagen zwar viele Pflanzen Phytophtora-Symptome, aber es gab keine sichtbaren Komplettausfälle, wie die beigefügten Fotos demonstrieren.
Seit 2003 ist aus diesen Bemühungen das Forschungsprojekt „Tomaten für den ökologischen Anbau im Freiland“ in Zusammenarbeit mit der Uni Göttingen ins Leben gerufen worden. Schwerpunkte hierbei sind Züchtungsmethoden und regionale Sortenentwicklung.“

Bild 18 und Bild 19 wurden beim Freilandanbau in Schönhagen und Thale aufgenommen

Weitere Informationen finden sich u.a. hier:

http://orgprints.org/9012/01/horneburg_2006_uni-goettingen_dreschflegel_tomaten_im_freiland_gpz.pdf

 

Letzte Aktualisierung: 12.4.2007  -  © Garten-pur GbR