Eranthis - Winterling

Dieses kleine, sehr beliebte Hahnenfußgewächs (Ranunculaceae) zeigt Ende Februar/Anfang März - oft schon vor dem Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) - die ersten leuchtend gelben Blüten und leitet mit ihm und der Haselnuss (Corylus avellana) den Vorfrühling ein.

Am häufigsten ist bei uns die Art Eranthis hyemalis. Ursprünglich stammt sie aus Südosteuropa und der Türkei, ist also ein so genannter Neophyt. So werden Pflanzen bezeichnet, die nach 1500 bei uns eingebürgert wurden, also nicht heimisch sind. Der Winterling wird aber bei uns schon lange in Parkanlagen und Gärten kultiviert und hat sich von dort ausgewildert.

Der Name Eranthis kommt aus dem Griechischen, éar = 'Frühling' und ánthe = 'Blüte'. Eranthis bedeutet dabei soviel wie 'winterblühend' oder 'winterlich'. 

Der Winterling ist eine frostharte Knollenpflanze und somit ein Geophyt wie das Schneeglöckchen, d.h. die Pflanze überdauert Trockenheit und Frost mit Hilfe von Speicherorganen und zeigt sich erst, wenn die Witterung es zulässt. Die kleine, maximal 15 cm hohe Staude hat ca. 1 cm große Knollen und bildet an einzelnen Stengeln 3 basale, oft fein zerteilte, gefiederte oder gelappte, etwa 0,5-3 cm lange Blättchen aus, die unterhalb der endständigen, goldgelben Blüte einen Kragen bilden. Die Blüte selbst kann bis zu 3 cm breit werden. Sie ist ungefüllt und hat in der Regel 6 Blütenhüllblätter rund um die Staubgefäße.

Gern wird der Winterling von ersten Insekten wie Bienen als Futterplatz angenommen. Nach der Blüte entwickelt sich eine braune, quergestreifte Balgfrucht, die mehrere erst gelbe, dann braune Samen enthält. Bis Juni zieht sie ein.

 

Vorkommen

An gut zusagenden Plätzen bildet der Winterling Gruppen aus und verbreitet sich über große Flächen. Er liebt lehmigen, feuchten, humosen und fruchtbaren Boden in voller Sonne oder im Halbschatten unter laubabwerfenden Gehölzen. Der Boden sollte im Sommer möglichst nicht austrocknen. Nach dem Pflanzen mag der Winterling gern ungestört wachsen. Da er bis zum Sommer einzieht, sollte man sich die Stellen gut merken, an denen er vorkommt, um ihn bei Pflegearbeiten nicht zu stören. Wenn der Winterling nicht so richtig wachsen will, liegt es häufig an zu trockenen Standorten. Dann kümmert er vor sich hin oder vergeht ganz. Manchmal bleibt es jedoch ein Rätsel, wieso er an machen Plätzen gut, an anderen wieder gar nicht wachsen möchte.

 

Vermehrung

Eine Vermehrung aus reifen, frischen Samen ist relativ einfach. Man kann sie im späten Frühjahr in kalte Kästen aussäen. Auch eine Teilung der Knollen ist zu diesem Zeitpunkt möglich.

Eine Anzucht aus erworbenen Knollen ist jedoch heikel, besonders wenn sie im Herbst gekauft wurden. Sie versagen oft, da sie nicht frisch genug sind. Die Knollen überlagern sehr schnell und trocknen aus. Manchmal hilft es, sie vor dem Pflanzen über Nacht in Wasser zu legen. Mehr Glück hat man aber, wenn man fertige Pflanzen kauft und sie an Ort und Stelle setzt. Allerdings sollte man sich in diesem Fall vergewissern, dass sie nicht Naturstandorten, z.B. in ihrem Ursprungsland Türkei, entnommen wurden. Leider kommt dies immer noch vor.

Da Winterlinge aber wie gesagt an günstigen Standorten oft große Bestände ausbilden, kann ein zügiges Umpflanzen einzelner Knollen bei der Verbreitung helfen.

 

Giftigkeit und Krankheiten

Winterlinge sind giftig. Die ganze Pflanze, besonders aber die Knollen, enthalten Glycoside, die zu Übelkeit, Erbrechen, Koliken, unregelmäßigem, verlangsamtem Puls, Herzinsuffizienz, Sehstörungen, Atemnot und Kollaps führen können. Die Pflanzensäfte können zu Hautreizungen führen. Die früher jedoch oft nachgesagte große Giftigkeit trifft neueren Erkenntnissen zufolge wohl nicht zu.

Eranthis sind anfällig für Brandpilze. Dann empfiehlt sich das Entfernen der Knollen und ein Austausch der Erde. Bei wertvollen Pflanzen ist der Einsatz geeigneter Fungizide zu überlegen.

Leider mögen auch Schnecken gern an ihnen knabbern.

 

Eranthis-Arten

Es gibt nur ca. sieben Eranthis-Arten, die meist aus feuchten Gebieten Eurasiens stammen, vorwiegend Gehölzformationen. Aber es lassen sich auch welche in Asien finden.

  • E. cilicica, leuchtend gelbe, 2-4 cm breite Blüten, glänzende, bronzefarben getönte, grüne Blätter, die etwas größer sind als von E. hyemalis, etwa 8 cm hoch, soll duften, Vorkommen von der Türkei bis Afghanistan;

  • E. hyemalis s. oben, Vorkommen Bulgarien bis Südfrankreich;

  • E. longistipitata, syn. Shibateranthis longistipitata, 1,5 cm große Blüten, Vorkommen im mittleren Osten, Haltung am besten im Steingarten oder Alpinhaus, hier selten zu bekommende Art;

  • E. keiskei siehe E. pinnatifida;

  • E. pinnatifida, syn. E. keiskei, weiße, etwa 2 cm breite Blüten über einem Kragen aus gefiederten Blättern, etwa 5 cm hoch, Haltung im Alpinhaus oder in einem geschützen Torfbeet, Vorkommen in Japan, hier selten zu bekommende Art;

  • Eranthis sibirica, syn. Shibateranthis sibirica, E. uncinnata und Shibateranthis uncinnata, weißblühend mit 2-3 cm großen Blüten, Vorkommen in Sibirien, Irkutsk; Haltung im Alpinhaus, hier sehr selten zu bekommende Art;

  • E. stellata Maxim., syn. E. uncinnata var. puberula und Shibateranthis stellata (Maxim.), Blüten bis 2 cm Durchmesser, unterschiedliche Angaben zur Farbe bei E. stallata (gelb oder weiß), mit dreigeteiltem Blatt, Vorkommen in Asien, Korea, Manschurei, hinterer Osten, sollte im kühlen Alpinhaus gehalten werden, hier sehr selten zu bekommende Art;

  • E. x tubergenii, (E. cilicica x E. hyemalis), sterile, gelbe Blüten, 2-3 cm breit, über einem Kragen aus zerteilten, bronzegrünen Blättern, 10 cm hoch; E. x tubergenii 'Guinea Gold' mit goldfarbenen Blüten, hier selten zu bekommende Art;

  • E. uncinnata, syn. E. siberica.

Obwohl es nur etwa sieben Arten sind, ist doch relativ wenig in der gängigen Literatur oder im Web über sie dokumentiert. Nur über die bekannteste Art E. hyemalis findet sich einiges.

Bei uns sind auch nicht alle Arten käuflich zu erwerben, normalerweise E. hyemalis und E. cilicica, wobei aber im Handel nicht immer genau zu erkennen ist, um welche der beiden Arten es sich handelt (siehe auch Link 'Winterling (Eranthis spec.)').

Für den Liebhaber außergewöhnlicher Pflanzen ist es also keine leichte Aufgabe, auch an die weniger gängigen Arten zu kommen und er muss u. U. im Ausland suchen.

 

Quellen:

Literatur

The Royal Horticultural Society, Dumont's große Pflanzenenzyklopädie, Köln 1998, DuMont-Buchverlag; neu aufgelegt Dorling Kindersley Verlag, Starnberg, 2. Auflage, 2003

 

Webseiten

Rock Garden

Camerabotanica - Eranthis hyemalis / Winterling

Planungsgruppe Digitalis - Winterling (Eranthis spec.)

Friesland Staudengarten

 

Silvia - Text und Bilder © 25.1.2005

Letzte Aktualisierung: 23.2.2015  -  © Garten-pur GbR