Standortansprüche und Pflege von Rhododendren

Die Standortansprüche der Wildpflanzen unterscheiden sich im Prinzip nicht von denen der gängigen Rhododendronsorten. Einige sind dennoch deutlich anspruchsvoller, was man aber nicht generalisieren kann. Oftmals hängen Wachstum oder Empfindlichkeit von sehr kleinen Standortvor- bzw. -nachteilen ab. Erfahrene Gärtner beobachten die Entwicklung und greifen rechtzeitig mit Boden- oder Standortverbesserungen ein. Erfreulicherweise lassen sich Rhododendren, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, sehr gut verpflanzen und nehmen selbst einen häufigeren Standortwechsel - tunlichst während der Ruhezeit, also zwischen Oktober und März - nicht übel.

Die Grundbedingungen sind recht allgemein: Halbschattiger Standort, möglichst windgeschützt. Nach meinen Erfahrungen sollte aber bei kleinwüchsigen und kleinlaubigen Arten, die auch am Naturstandort in exponierter Lage wachsen, ein eher sonniger Pflanzplatz gewählt werden, der selbstverständlich nicht heiß und trocken sein darf. Denn moderat feucht mögen es alle Rhododendren.

Zuviel Aufwand wird meist bei den Bodenverhältnissen getrieben. Rhododendren sind sehr genügsame Pflanzen und kommen in der freien Natur oft mit äußerst geringen Humusauflagen zurecht. Hier ein Zitat: „...Der Gehalt an organischer Substanz im Boden spielt den Ergebnissen nach nur eine geringe Rolle für Rhododendron. So konnten Rhododendron sowohl auf Standorten aus reiner organischer Substanz festgestellt werden [es sind dies vor allem die Rohhumusauflagen, in denen alpine Rhododendron wurzeln (gemeint sind Rh. ferrugineum und Rh. hirsutum; d. Verf.)]. Rhododendron wachsen aber auch auf Böden mit 1,0% organischer Substanz. Hier gibt es keinen Bereich, der von Rhododendron bevorzugt wird..."¹ An anderer Stelle: „Vitale Rhododendren wachsen auf Standorten, bei denen die Gehalte an organischer Substanz auch gering sein können. Sie benötigen kein Moorbeet für ein vitales Wachstum, im Gegenteil konnten auf reinen Torfstandorten keine vitalen Pflanzen gefunden werden...Wichtig ist jedoch, dass eine saure und lockere Auflagenschicht vorhanden ist. In fast allen Fällen ist diese Auflagenschicht aus Streu von Rhododendron, Kiefern oder Eichen extrem stark durchwurzelt."²

Es kommt auch aus meiner Sicht weniger darauf an, den Standort im Garten durch reiche Humus- oder Torfgaben zu „verbessern" als vielmehr den Boden für das sehr feine Wurzelwerk gut zu durchlüften und deshalb locker zu gestalten, indem möglichst viel grober Sand oder Splitt eingebracht wird. Es wäre optimal, wenn es sich dabei um sauer reagierendes Gestein handelt, wie z.B. Granit. Aber auch der basische Basaltsplitt, der mir überwiegend zur Verfügung steht, ist absolut zulässig. Denn ein pH-Wert von 6 und geringfügig mehr wird von den meisten Arten gut verkraftet, wenn die übrigen Standortbedingungen genehm sind. Wer den Sträuchern etwas Gutes tun will, der wirft regelmäßig das herbstliche Laub unter sie. So bildet sich in wenigen Jahren eine dünne Humusauflage, aus der sich die oberen Faserwurzeln ernähren können. Gleichzeitig sorgt die Mulchschicht für einen Kältepuffer bei harschen Wintertemperaturen.

Düngen kann man mit den üblichen Handelsdüngern, wobei die erste Gabe im zeitigen Frühjahr (März) erfolgen sollte und die zweite gegen Ende der Blütezeit, wenn der Neuaustrieb beginnt. Ich rate jedoch zur Zurückhaltung! Einige Wildarten reagieren recht empfindlich auf Kunstdünger. Deshalb lieber etwas weniger  oder sogar ganz verzichten. Baumschulen sehen das etwas anders, da sie die Pflanzen zu einer verkaufsfähigen Form aufpäppeln müssen. Wir mit unseren Privatgärten hingegen können ihnen Zeit lassen und müssen sie ja nicht zu Höchstleistungen antreiben. Gut bewährt als mildes „Kraftfutter" hat sich eine kompostierte Mischung aus Kuhmist, Torf und Laub. Diese abwechselnd aufgeschichtet und frühestens nach 1 Jahr unter die Sträucher gebracht, wirkt nur sehr allmählich (was ja gewünscht ist), aber optimal. Andere Mistsorten sind nicht zu empfehlen.

Meist werden die Wildarten in einem erbarmungswürdigen Zustand, der an einem Überleben zweifeln lässt, geliefert. Einige erweisen sich als sehr robust, erholen sich recht gut und wachsen auch willig weiter, bei anderen kann es hingegen schon sinnvoll sein, die Pflänzchen erst einmal in einer „Kinderstube", sprich: 3 oder 5 Liter-Container, über ein bis zwei Jahre zu Kräften zu bringen sowie zu akklimatisieren und erst dann auszupflanzen. Das soll aber jeder nach seinem Gefühl machen.

Einige Fachautoren empfehlen bei kleinen Pflanzen das Ausbrechen von Blütenknospen. Abgesehen davon, dass man viel zu neugierig ist, wie denn der Neuling blühen mag (nicht zuletzt auch um festzustellen, ob mit dem Neuerwerb etwa ein „Kuckuckskind" ins Nest gelegt wurde, was leider gar nicht so selten der Fall ist), glaube ich nicht, dass einige wenige Blüten die Jungpflanze schwächen. Denn wenn so kleine Sträucher bereits Blütenknospen tragen, dann ist dies meist genetisch bedingt und somit ein der Art entsprechendes Verhalten.

Generell sollten jedoch in den ersten Jahren die abgeblühten Blütenstände herausgebrochen werden, um die kräftezehrende Samenbildung zu vermeiden. Sind die Pflanzen gut eingewachsen, kann man ja ein paar Samenkapseln belassen, um im Herbst zu ernten und auszusäen.

Im Winter wird man gut daran tun, die etwas empfindlicheren Arten mit schräg in den Boden gesteckten Tannenreisern vor Kahlfrösten und schneidenden Winterwinden zu schützen (14). Ebenso kann eine zusätzliche Mulchauflage das Wurzelwerk vor starker Frosteinwirkung bewahren. Hierzu gehen die Meinungen allerdings auseinander. Gegner dieser Pflegemaßnahme behaupten, durch die Mulchschicht fehle der natürliche Temperaturpuffer des Erdreichs. Also ist auch hier ist das Fingerspitzengefühl des jeweiligen Gärtners gefragt.

Bei sehr flach wachsenden Rhododendren-Arten, wie Rh. calostrotum ssp. keleticum radicans (15), Rh. forrestii, Rh. keiskei „Yaku Fairy", Rh. pumilum u. a., ist darauf zu achten, dass kein schnell verrottendes Laub auf ihnen liegen bleibt. Denn dieses kann Fäulnis verursachen.

Ein mit erheblichen Gefahren verbundenes Problem stellt die Schneelast im Winter dar. Einige Rhododendron-Arten haben sehr sprödes Astwerk, das keinen großen Druck verträgt. Entweder macht man bei Schneefall gar nichts und hofft darauf, dass alles gut geh, oder man durchstreift hin und wieder den Garten und schüttelt den Schnee von den Zweigen. Letzteres kann aber ebenfalls sehr leicht zu Astbrüchen führen.

Dass Rhododendren Feuchtigkeit liebende Pflanzen sind, ist allgemein bekannt. Dennoch können sie längere Trockenperioden völlig unbeschadet überstehen. Sie sind sehr hart im Nehmen, da die Natur an ihren Heimatstandorten auch nicht zimperlich mit ihnen umgeht. Bei ausbleibendem Regen deshalb nicht sofort wässern. Das verführt die Sträucher dazu, lediglich Oberflächenwurzeln zu entwickeln, was sie gegen Trockenheit nur empfindlicher macht. Wie bei Frost, so auch bei Trockenheit rollen die meisten Arten ihre Blätter zusammen, um die Verdunstung herabzusetzen. Erst wenn die Blätter beginnen, schlaff herunterzuhängen, ist ein durchdringendes Wässern des Wurzelballens angezeigt. Dann hat man wieder für eine Weile Ruhe. Doch Vorsicht! Einige der besonders hartlaubigen Arten verfügen nicht über den gut erkennbaren „Blätter-Indikator".

Letzte Aktualisierung: 20.2.2006  -  © Garten-pur GbR