Fotografieren mit Graufilter  

 

Ein Graufilter, auch Neutraldichte-Filter genannt, verringert die Lichtmenge, die durch ein Objektiv fällt. Dabei bleibt der Farbcharakter unbeeinflusst.

Graufilter werden nach ihren Filterfaktoren spezifiziert: Ein 2fach-Filter halbiert die einfallende Lichtmenge, ein 4fach-Filter viertelt sie und so weiter. Alternativ werden vor allem bei stärkeren Graufiltern auch die optischen Dichten (OD oder ND) angegeben: Die optische Dichte ist der Logarithmus zur Basis 10 des Filterfaktors. ND 2 entspricht Filterfaktor 100, ND 3 einem Filterfaktor 1.000 - d.h. die Zahl bestimmt über die Anzahl der Nullen hinter der führenden 1.

Jede Verdopplung des Filterfaktors entspricht einer Blendenstufe bzw. einer Halbierung der Belichtungszeit. 

 

Wozu braucht man Graufilter?

1. Graufilter für weiter geöffnete Blende

Bei sehr großer Helligkeit benötigt man eine kurze Belichtungszeit und eine ziemlich geschlossene Blende, angenommen z.B. 1/2000 Sekunde und Blende f/16. - Wenn man nun mit geöffneter Blende fotografieren möchte, z.B. um eine geringere Tiefenschärfe zu haben, dann geht dies mit einem Graufilter. - Für diesen Zweck sind Graufilter mit kleineren Faktoren meist hinreichend, so kann im Beispiel mit Filterfaktor 8 bei unveränderter Belichtungszeit die Blende auf den Wert 5,6 geöffnet werden.

 

2. Graufilter für längere Belichtungszeiten

Graufilter lassen sich sehr gut verwenden, um mit ihnen Zeitbelichtungen vorzunehmen. Natürlich braucht man dazu meist ein Stativ. Durch die erzielbaren langen Belichtungszeiten kommt es bei bewegten Objekten zu interessanten Bewegungsunschärfen, z.B. bei fließendem Wasser (s. Bildbeispiele rechts).

 

Wie stark muss ein Graufilter sein?

Das kommt darauf an, wie lang man belichten möchte, bzw. welchen Effekt man erzielen möchte. Schauen wir mal auf die Beispielbilder rechts:

Das erste Foto ist mit 1/45 Sekunde aufgenommen: Das fließende Wasser ist erkennbar nicht ganz scharf. Das zweite Foto wurde 1 Sekunde belichtet: Das Wasser ist bereits stark verwischt. Das dritte Foto zeigt den Effekt von 10 Sekunden Belichtungszeit: Jetzt ist das fließende Wasser nur noch ein weiches, weißes Band. - Ich habe Fotos 2 und 3 mit einem 8fach- bzw. einem 64fach-Graufilter gemacht, alle mit Stativ, Spiegelvorauslösung und Zeitauslöser.

Bei Foto 4 habe ich die Kamera nur aufgelegt und mit 8fach Filter 1,3 Sekunden belichtet (Spiegelvorauslösung + Zeitauslöser). Foto 5 habe ich sogar aus der Hand geschossen: 8fach Filter, 1/15 Sekunde, Objektiv mit Image Stabilisator.

Hier noch ein kleines Rechenbeispiel zur benötigten Stärke eines Graufilters:

Angenommen, ohne Filter und bei weit geschlossener Blende (f/22) käme ich auf eine Belichtungszeit von 1/15 Sekunde. Dabei wird fließendes Wasser bereits recht unscharf dargestellt. Mit einem 8fach-Filter käme ich auf 1/2 Sekunde, 16fach bringt 1 Sekunde, 64fach dann schon 4 Sekunden Belichtungszeit, und so weiter. - Der schöne weiche Effekt wird erst ab Zeiten über 1 bis 2 Sekunden erzielt.

Hier eine kleine Tabelle zur Verdeutlichung:

Angenommen, ohne Filter sind bei Blende 8 1/125 Sek. erforderlich. Dann gelten diese Werte:
2fach Filter => 1/60 Sek.
4fach Filter => 1/30 Sek.
8fach Filter => 1/15 Sek
16fach Filter => 1/8 Sek.
32fach Filter => 1/4 Sek.
64fach Filter => 1/2 Sek.
128fach Filter => 1 Sek.
256fach Filter => 2 Sek.
512fach Filter => 4 Sek.
1024 fach = ND3 Graufilter => 8 Sek.

 

Ein paar Tipps zur Anwendung

Ich habe ein 8fach- und ein 64fach-Graufilter. Wenn ich beide aufschraube, dann entspricht dies optisch einem 512fach-Filter. Das reicht für die meisten Situationen auch bei starkem Sonnenlicht.

Wer solche Wasseraufnahmen machen und nur ein Filter kaufen möchte, der sollte mindestens ein 64fach Filter wählen, für stärkere Effekte besser mindestens ein ND 3.

Bei stärkeren Filtern immer erst Kamera aufbauen und Ausschnitt, Brennweite, Schärfe einstellen, denn ist das Filter aufgeschraubt, erkennt man im Sucher nichts mehr.

Auch die Belichtungsmessung ist bei starken Graufiltern überfordert. Also muss man manuell belichten. Dazu stellt man noch ohne Graufilter die für die gewünschte Tiefenschärfe erforderliche Blende ein und misst die dazu passende Belichtungszeit. Dann schraubt man das Graufilter auf und berechnet anhand des Filterfaktors die richtige Belichtungszeit.

Dazu multipliziert man die ohne Filter gemessene Belichtungszeit mit dem Filterfaktor. Wenn z.B. ohne Filter 1/125 Sek. erforderlich sind und es sich um einen ND 3 Graufilter - d.h. Filterfaktor 1.000 - handelt, dann gilt
1/125 x 1.000 = 8 Sek. (s. auch Tabelle oben).

 


Im Naturfotografie-Forum von Garten pur haben wir z.B. im Thread 'Filter als Gestaltungselement' über Graufilter gesprochen; dort finden sich auch weitere Bildbeispiele.

Ein paar eindrucksvolle Graufilter-Fotos enthält auch dieser Thread (z.B. Bild 4 im ersten Post).

 

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Ich selbst habe Graufilter von B&W und bin mit ihnen sehr zufrieden.


Letzte Aktualisierung: 10.10.2010  -  © Garten-pur GbR