Berichte aus einem unvollkommenen Garten 7:

Gartenwerkzeuge

"Wenn man als Werkzeug nur einen Hammer hat,
sieht jedes Problem wie ein Nagel aus."
(Abraham Maslow)

 

Bei einer Herbstwanderung in unserer Umgebung fand ich an der Grenze zwischen Wald und Feld den unverrottbaren Rest eines alten Werkzeugs (Bild 1). Es handelt sich um den eisernen Kopf einer Feldhacke. Das Teil stammt aus vor-industrieller Zeit, denn gut erkennbar handelt  es sich um das Werk eines Schmieds. Man kann sich dem nicht entziehen, zumindest geht es mir so, derartige Fundstücke in die Hand zu nehmen und über das Woher und Wozu ein wenig nachzusinnen. Ein gewisser grüblerischer Herr H. aus D. tat diese vor etlich langer Zeit ebenso mit einem gemeinhin unverzichtbaren Körperteil, der von zwei Hilfskräften beim Graben eines passgenauen Lochs gleichfalls in der Erde gefunden worden war.

Eine Hacke verbal zu definieren, ist nicht einfach. Regional und je nach Verwendungszweck werden darunter völlig unterschiedlich gestaltete Werkzeuge verstanden. Die Gefundene lässt sich nach meinen Recherchen am ehesten noch als Rodehacke einordnen. Immerhin sind offiziell mindestens 9 Hackentypen bekannt – bereits die Römer kannten wenigstens 5 verschiedene –, von lokalen Homonymen oder landschaftlichen Synonymen, denn je nach Mundart kann sie auch Haue, Karst, Kräuel oder Heindl, auch Häundl genannt werden, und anwendungstechnischen Besonderheiten einmal abgesehen. Offenbar diente mein Fund der Beseitigung von Buschwerk oder schwereren Feldsteinen. Wäre sie römischen Ursprungs, ließe sie sich als Flachhacke oder sarculum einordnen. Aber ich habe Zweifel, ob sie so alt ist.

Der Zahn der Zeit hat bereits heftig an dem „antiken“ Stück genagt und insbesondere sein Blatt verkürzt. Aber immer noch ist es sehr schwer und belastete mich erheblich bei der Rückwanderung, was ausreichend Anlass gab zu allgemeinem Spott. Schrottsammler war noch die nachsichtigste Bezeichnung. Auf die Waage gebracht zeigt sich, dass die Hacke auch heute noch immerhin 4 kg wiegt. Wer hier verächtlich mit den Schultern zuckt, der möge mal seine eigenen Gartenwerkzeuge, ja, sogar die Kreuzhacke eines Bauarbeiters wiegen, um sehr schnell festzustellen, was für Fliegengewichte diese im Vergleich zu meinem Fundstück sind.

Über welche Konstitution mag der damalige Besitzer der Hacke verfügt haben? Jeder, der mühsam seinen Gartenboden bearbeitet hat, weiß, wie viel Kraft es kostet, ein schweres Gerät monoton, aber ausdauernd einzusetzen. Wie zäh muss der Bauer gewesen sein, der stundenlang das schwere Werkzeug geschwungen hat. Und irgendwann war er es vielleicht überdrüssig oder wendete andere, leichtere Verfahren an oder aber wanderte ab in den Industriebetrieb einer nahen Stadt und warf das seine Knechtschaft symbolisierende Werkzeug im hohen Bogen in den Wald, um sich in eine andere, hoffentlich angenehmere Abhängigkeit zu begeben.

Werkzeuge haben mich schon immer fasziniert, weil es Gebrauchsgegenstände sind, die von unzählbaren Menschen-Generationen optimiert worden sind. Dabei ist das Ergebnis nicht selten ein überaus ästhetisches, handwerkliches Kunstwerk. Es verblüfft nur im ersten Moment, wie wenig sich Hacken aus römischer Zeit von den heutigen unterscheiden. Da die Form eines guten Werkzeugs aber allein von der Funktion bestimmt wird, musste schon damals eine ergonomische Optimallösung gefunden worden sein, die heute allenfalls durch damals noch nicht bekannte Materialien oder Materialeigenschaften verbessert werden konnte.

Nun gibt es zwar den klugen Satz "Die Güte des Werkes ist nicht abhängig vom Werkzeug, sondern von demjenigen, der das Werkzeug bedient.", der von einem gewissen Plutarch stammen soll. Dieser Herr mag zwar ein bedeutender Philosoph und Schriftsteller gewesen sein, von Gartenarbeit und dem Ärger mit schlechtem Gartenwerkzeug hat er aber wohl sehr wenig Ahnung gehabt. Vermutlich hat er diese Tätigkeiten, so er denn überhaupt einen Garten gehabt haben sollte, an seine Frau oder seine Sklaven delegiert. Und die hätten vermutlich sonst was für einen effizienten Unkrautstecher gegeben, um nur mal ein ganz kleines Ärgernis anzureißen, das mich aber regelmäßig auf einen dieser sprichwörtlichen Schopfbäume bringt. Geradezu ein Scherzartikel ist der Unkrautstecher eines der größten deutschen Gartengeräte-Herstellers. Offensichtlich hatte man einem mental etwas bescheiden ausgestatteten Mitarbeiter die Aufgabe gestellt, eine Unkrautstecher zu kreieren. Der musste, da sich ja Gärtner mit dem Grün befassen und deshalb alles an ihnen und um sie herum farblich passen sollte, ebenfalls grün sein und bekam, geradlinig gedacht, einen grünen Griff. An den Abnutzungsspuren ist leicht zu erkennen, dass mich mit diesem Unkrautstecher geradezu eine jahrzehntealte Hassliebe verbindet. Durch seine Tarnfarbe verschwindet er immer wieder, taucht dann aber übers Jahr entweder im Kompost, in den Beeten, in irgendeiner Astgabel oder zwischen Steinen wieder auf. Unverlierbar. Treu wie ein Hund. Haftend wie eine Klette. Es ist geradezu anrührend, welche gegenseitige Anhänglichkeit sich aus einem ständigen Verlieren und Wiederfinden entwickeln kann. Ich wollte den Unkrautstecher für diesen Artikel ablichten. Angesichts so viel Aufmerksamkeit erweist er sich aber als überaus scheu und genant. Er hat sich verkrümelt. Ich bin aber sicher, irgendwann im Laufe des Jahres taucht er wieder auf. Der für dieses Versteckspiel ursächlich verantwortliche, einfache Mensch ist wohl inzwischen von dem Hersteller entlassen worden oder er hat, vielleicht, weil er mittlerweile ein eigenes Gärtchen besitzt, dazugelernt. Jedenfalls haben die Unkrautstecher neuer Generation rote Griffe. Aber ich bezweifle, ob sie auch besser, das heißt für mich: stabiler, geworden sind. Ich erwarte keinen modisch eleganten Unkrautstecher, sondern einen, der sich bei meinem schweren Boden nicht verbiegt, wenn ich einen Widerborst aushebeln will.

In dem Dorf, in dem ich aufwuchs, hämmerte zwei Häuser weiter ein Schmied, der das alles war und ausübte, was heute nur noch in Bilderbüchern zu finden ist. Er beschlug Pferde mit Hufeisen, Karrenräder mit Eisenringen, schmiedete Eisenzäune und Balkongitter für die Ewigkeit – kurz: Er veredelte Roheisen. Wir Kinder durften ab und zu an einem seiner Ambosse glühend gemachtes Eisen hämmern und fabrizierten uns meist Spazierstöcke aus Rundstahl-Stäben. Aus dieser Kenntnis heraus weiß ich, dass es lediglich eine Frage der Materialstärke ist, einen wirklich guten Unkrautstecher herzustellen. Ich werde mir mal einen ganz privat schmieden lassen. Zuvor muss ich aber erst mal einen Schmied finden. Dieser Beruf scheint inzwischen ausgestorben zu sein.

Ähnlich läppisch verhält es sich mit anderen Geräten für die Bodenbearbeitung. Wenn ich schon Damenspaten oder Damengabel lese, dann heißt das für mich im Klartext, dass der Fabrikant es auf sehr geschmeidige Weise verstanden hat, Minderqualität geschickt zu verkaufen. Ich kenne keine Gärtnerin, die nicht in der Lage wäre, einen ganz normalen Spaten mit der gleichen Verve zu schwingen, wie jedes Mannsbild. Und ob sie die abgestochene Scholle zu wenden vermag, hängt ja wohl weniger von dem Spaten ab als vielmehr von der Konsistenz und dem Feuchtigkeitsgehalt des Bodens.

Die Schwachstelle des Spatens ist sein Stiel und seine Tülle oder Doppelfeder. Wer einen leichten Boden hat, darf das hier überlesen. Ihn betrifft das nicht. Gärtner mit schwerem Boden hingegen horchen ängstlich auf Splittergeräusche oder äugen bänglich auf erste Verbiegungserscheinungen der Tülle oder der Doppelfeder.  Sind dieser erst einmal sichtbar, kann der Spaten getrost dem Alteisenhändler in die Hand gedrückt werden. Der sammelt derzeit emsig für China. Ich hatte jahrelang einen sehr handlichen und vor allem leichtgängigen Edelstahlspaten aus England. Ich befürchtete stets, sein letztes Stündlein sei gekommen, weil er so stark federte und sich das Spatenblatt bei großer Belastung nach außen wölbte. Aber er fand immer wieder in seine Ursprungsform zurück. Eines Tages jedoch brach seine Tülle. Ich habe ihm lange nachgetrauert. Als Pennäler habe ich hin und wieder als Hilfskraft auf dem Bau gearbeitet. Ein alter Bauarbeiter nahm jede neue Schaufel und schlug mit ihr feste auf einen Holzpfosten. War der Stiel gut, blieb er heil. Ansonsten brach er durch. Kein schlechtes Testverfahren, das auch bei Spaten aus den Baumärkten angewendet werden sollte. Möglichst aber nicht im Beisein des Verkaufspersonals. Anschließend bringt man die beiden Teile wieder zurück und bekommt anstandslos ein neues Exemplar. Irgendwann hat man Glück.

Dieser Spatenstiel hier (Bild 2)  brach beim Aushebeln einer Mahonie. Nur meine vorausschauende Vorsicht, die mich nie ohne angeketteten Schutzengel in den Garten gehen lässt, bewahrte mich vor größerem Unglück. Die spitze, scharfkantige Bruchstelle schrammte mir lediglich Lippe und Wange auf. Inzwischen haben mir meine Kinder gleich zwei Edelspaten gekauft (Bild 3), die von einem holländischen Traditionsunternehmen stammen. Den Produkten dieses Herstellers bin ich inzwischen leidenschaftlich verfallen.

Ein weiteres, das Leben verkürzendes Ärgernis sind die angeblich perfekten Rasenmäher. Die Hersteller entblöden sich nicht, in ihren Prospekten Lügen aufzutischen, die sogar auf kurze Beine verzichten. Denn gleich beim ersten Einsatz zeigt sich, dass die nassen Grashalme eben nur zum geringen Teil im Fangkorb landen, überwiegend aber den Mäher verstopfen oder auf dem Rasen liegen bleiben. Auch die berührungslosen Spindelmäher, die den absolut optimalen Grasschnitt garantieren sollen (Wieso eigentlich? Diese Unübertrefflichkeit hatte doch schon der Hersteller des Elektromähers versprochen!), erweisen sich als ein Fabrikantenulk. Diese Mäher schneiden nur die etwas dickeren Halme. Die feineren hingegen werden abgerissen. Das verpasst der Rasenfläche dann einen so zierenden Silberschimmer. Ehrliche Spindelmäher, die wie eine Schere funktionieren und deshalb schneiden, gibt es kaum noch. Gewiss, sie klappern lauter, sind aber immer noch geräuschärmer als jeder Elektromäher. Ich frage den wöchentlich durchs Dorf fahrenden Schrotthändler regelmäßig nach weggeworfenen Spindelmähern uralter Bauart. Bisher leider vergebens.

Ein weiterer Nervtöter sind Gartenscheren, gleich welcher Bauart oder welchen Edelherstellers. Es ist ein unvergleichliches Glücksgefühl, sich auf einer Leiter in ungünstigster Position zu recken mit der Wahl, entweder aus gefährlicher Höhe abzustürzen oder mit einem sofortigen, guten Schnitt durch den zu entfernenden Ast sein Gleichgewicht wiederzufinden. Ich gebe es schriftlich: In diesem Moment verkantet sich die Schere, der Ast quetscht sich zwischen die Schneiden und nichts geht mehr vor oder zurück. Um die Schere zu lösen, würde die zweite Hand benötigt. Die aber klammert sich ängstlich an den Leiterholm. Die berühmte Schweizer Qualitätsschere (Bild 4), die angeblich erste Wahl jedes Profigärtners sein soll, ist nur geringfügig besser. Meine hat die neckische Eigenschaft, das Feststellhebelchen immer wieder im unpassendsten Moment in die Arretierungsposition zurückrutschen zu lassen. Dennoch sei sie als Einäugige unter den Heerscharen Blinder zähneknirschend empfohlen.

Welche Gerätschaften sind für den Gärtner unverzichtbar? Um gegen alle Eventualitäten gewappnet zu sein, weniger als gemeinhin angenommen wird. Gekauft wird jedoch mehr als wirklich verwendet werden kann. Aber es lässt sich dann wenigstens mehr verschlampen. Von den – wie heißt es im Neudeutschen? – „Basics“  sollten jedoch mehrere vorhanden sein. Wenn zwei im Garten werkeln, reicht es absolut nicht, einige Werkzeuge nur zweimal zu haben. Diese Sparsamkeit ist völlig unangebracht, da sie nicht die gerade verlegten Utensilien berücksichtigt. Die Frage nach dem Unkrautstecher wird stets mit einem „Gerade hatte ich noch...“ beantwortet. Entweder wartet man dann einige Stunden geduldig und mit hoffentlich unhörbar gemurmelten Kommentaren, bis der Verlorengegangene wiedergefunden wurde oder greift zum Ersatzgerät. Insoweit sollte Hermes, auch der Gott des Verlustes, einer der Schutzgötter des Gärtners sein. Und wie, bitte schön, soll eine eheverträgliche Antwort auf die Frage „Brauchst du noch...“ lauten, wenn dieses Werkzeug in eben diesem Moment benutzt wird? Die knappe Antwort „Siehst du doch“ könnte Auftakt für weiterführende Diskussionen sein, in denen Begriffe wie freundlich, liebenswürdig, hilfsbereit, damals, immer, nie, ewig etc. auftauchen. Die erdähnliche Färbung rostender Metallteile oder die tarnfreudigen Naturholzgriffe tun ein Übriges, den Wunsch nach möglichst viel Werkzeug übergroß werden zu lassen. Auch wer einen etwas ausgedehnteren Garten hat wird es schätzen, nicht jedes Mal bis ans andere Ende laufen zu müssen, weil das jugendferne Gedächtnis mal wieder versagt hat.

Was gebraucht wird, flüstert einem nicht zuletzt die Werbung ein. Immer wieder falle ich darauf herein, wenn mir suggeriert wird, ohne einen bestimmten Gegenstand könne ich meinen Garten nicht wirklich bestellen. Und wenn ich dann durch die Gänge eines Baumarkts streife, erfasst mich eine schwer stillbare Sehnsucht nach diesem und jenem. Einige der teuer gekauften „Notwendigkeiten“ liegen seit Jahren im Keller und warten bis heute darauf, aus ihrer Verpackung befreit zu werden. Eine besondere Achillesferse meiner generellen Kaufneigung sind Schlauchkupplungen. Von denen gibt es ja unendlich viele Varianten und jedes Mal, wenn Wasserschläuche neu verbunden werden müssen, fehlt das erforderliche Kupplungsstück. Ich habe es mir deshalb angewöhnt, bei jedem Baumarktbesuch Kupplungsstücke zu kaufen. Selbstverständlich erwerbe ich stets welche, die ich nicht brauche oder die ich bereits zigfach habe.

Auch mein Sammelsurium an Gartenspritzen nimmt inzwischen leicht pathologische Züge an. Da ich nur hin und wieder und dann auch nur sehr gezielt spritze, bleiben stets Reste der Spritzbrühe übrig. Um sie in einen anderen Behälter umzufüllen, bin ich zu faul. Folglich dämmert die Spritze samt ihrem Inhalt dem nächsten Einsatz entgegen. Da aber inzwischen ein anderes Mittelchen ausgebracht werden soll, kann nur eine neue Spritze helfen. Und so reihen sich mittlerweile etliche dieser Instrumente in meinem Gift-Keller. Höchst ärgerlich ist allerdings, dass einige Spritzbrühen sehr aggressiv sind und die Messingarmaturen zerfressen. Was dann allerdings willkommener Auftakt zu neuen Käufen ist. Sehr zufrieden bin ich mit einer kleinen Handspritze englischer Herkunft (Bild 5). Sie hat sich über viele Jahre als sehr stabil erwiesen und reduziert den Giftverbrauch phänomenal, da man automatisch weniger Spritzbrühe ansetzt.

Wonach ich bisher vergeblich gesucht habe, sind Messinstrumente für das Abwiegen oder Abfüllen kleinster Mengen irgendwelcher, oft hoch giftiger Gartenchemikalien. Wie, bitte schön, soll man 5 Gramm irgendeines ominösen Pulvers abwiegen? Der klammheimliche Gang in die Küche an die Diätwaage ist immer der Gefahr ausgesetzt, erwischt zu werden. Die spitze Frage, ob man etwa, lässt sich nur mit dem Gegenteil von Wahrheit beantworten. Sonst ist zumindest ein kompletter Hausputz fällig. Die Minimengen bei Flüssigkeiten messe ich inzwischen mit Arzt-Spritzen ab. Das bedeutet allerdings eine inquisitorische Befragung durch den Apotheker, der doch allzu gerne wissen möchte weshalb und wofür und dabei so gar nicht auffällig nach verräterischen Einstichstellen an den sichtbaren Körperteilen sucht.
 
Höchst traurig ist das Kapitel über Sägen. Ein in Ehren ergrauter Handwerksmeister hat mir mal erzählt, er habe in seinem langen Berufsleben noch nie einen wirklich scharfen Fuchsschwanz in den Händen gehalten. Ich kann ihm nur zustimmen. Sägen sind immer nur ein paar Mal scharf. Offensichtlich verfügen Bäume über die geheimnisvolle Abwehrkraft, jede Säge innerhalb kürzester Zeit stumpf werden zu lassen. Eine andere Form der Verteidigungsmaßnahme ist das Einklemmen des Sägeblattes. Nichts geht mehr. Der Baum hält fest und schaut hochmütig zu, wie der Gärtner sich abrackert. In diesem Fall ist es förderlich, auf eine zweite Säge zurückgreifen zu können. Vermutlich ist diese aber aus gutem Grund bereits beiseite gelegt worden. Nun, man leihe sich die Dritte beim Nachbarn aus und gebe sie ihm stumpf wieder zurück. Er merkt es ja erst viel später.

Zurück zur Frage, was der Gärtner wirklich und unabdingbar als Werkzeug benötigt, von seinen Händen und hin und wieder seinem Kopf einmal abgesehen. Ich habe meine persönliche Wahl in diesem Bild festgehalten (Bild 6). Um eine Wertung abzugeben: Platz 1 gebührt zweifellos dem Unkrautstecher, auch wenn dieser in meinen Augen mangelhaft ist. Ohne Stecher keine Gartenbegehung, wie sich auch kein Arzt ohne Stethoskop auf die Krankenstation wagt. Obwohl, der Abgebildete, von seinem Vertreiber als der Stabilste auf dem Markt gelobt, hat sich unter meinen Händen verbogen. Demnach bin ich der brutalste Gärtner Deutschlands. Auf den zweiten Platz setze ich mein Lieblingsgerät, den kleinen Pflanzspaten der niederländischen Firma Sneeboer, für den man dem Hersteller einen gärtnerischen Verdienstorden verleihen sollte. Kaum ein anderes Gartengerät ist handlicher und effizienter. In unserem Freundeskreis erhielt er die Ehrenbezeichnung „Grabowski“. Platz 3 gebührt trotz aller Mängel einer Gartenschere von Felco. Als Nächstes käme mit allen leidvollen Erfahrungen die Säge. Man kaufe halt alle naselang eine neue. Sodann eine langreichende Stabschere (auch Bild 7), mit der sich in einer herrlich gebieterischen Haltung, wie sie bronzenen Feldherrnstandbildern zu eigen ist, Rosen schneiden lassen. Aber auch überall da, wo man einfach schlecht hinkommt, sei es aufgrund unzureichender Körpergröße oder zur Schonung der Beete. Sodann, last but not least, das „Kleine Sommerscherchen“, das mir, wie der Unkrautstecher, ständiger Begleiter ist. Spaten und Grabegabel sind zwar ebenfalls ein Muss, aber das versteht sich von selbst. Voilà, mehr Geräte sind eigentlich nicht erforderlich. Allenfalls vielleicht noch die eine oder andere Gartenkralle, ein Fugenkratzer, die angeblich unverzichtbare Rosengabel, eine Astschere, der halbmondförmige Rasenkantenstecher eine spezielle Rosenschere, wie überhaupt eine ultimative Blumenschere, dieser praktische, elektrische Rasenkantenschneider, aber dann auch bitte der Rasentrimmer, ebenso die handliche Blumenkelle, Harken in unterschiedlicher Größe und Ausführung. Möglichst alles in 3-facher Ausfertigung. Denn der Gärtner zieht tagtäglich in den Kampf gegen Unkraut, Wildwuchs und Bodenverdichtung. Und welcher Krieger verzichtet schon auf ein umfängliches Waffenarsenal?

Vergessen hätte ich beinahe ein wesentliches Werkzeug: den Hammer. Ein Hammer ist für mich im Garten unverzichtbar. Für das Einrammen von Pflanzstäben, die mir ein Metallbaubetrieb in ganz schlichter Form angefertigt hat, benütze ich einen Fäustel. Die Stützen einiger Jungbäume, besonders stabil und unauffällig sind angespitzte T-Eisen, werden sogar mit dem Vorschlaghammer in den Boden getrieben. In manchen Fällen hilft eben nur rohe Gewalt.

 

Letzte Aktualisierung: 24.7.2006  -  © Garten-pur GbR