Empfehlenswerte Rhododendron-Arten Teil 1

In der Folge nenne ich einige Arten, die sich in meinem Garten besonders bewährt haben. Das kann eine nur sehr persönliche Auswahl sein und muss absolut nicht mit den Vorlieben anderer Rhododendron-Kenner übereinstimmen. Auch werden einige Arten nicht erwähnt, die entweder besonders diffizil oder in ihrem Gartenwert nur die „unheilbaren" Sammler interessieren. Es gibt aber auch etliche, an denen ich mich noch nicht versucht habe. Die hier vorgestellten Arten sollen somit lediglich Appetitanreger sein. Wer Rhododendron-Blut geleckt hat, wird der Spur aus eigenem Antrieb weiter folgen und keine Ruhe mehr finden. Diese Warnung sei nicht verschwiegen.

Soweit ich eigene Bilder hatte, habe ich diese verwendet. Einige Arten sind in meinem vorherigen Garten zurückgeblieben, so dass mir Bildmaterial über sie fehlt.

Rhododendron-Sorten, also Zuchtsorten, werden hier nicht genannt. Die sind nicht Gegenstand dieses Themas. Hierzu gibt es im Übrigen genügend Informationen bei den Baumschulen oder Gartencentern.

Die Engländer als leidenschaftliche Gärtner haben einen Hang zu Klassifizierung und Bewertung. Diese Neigung macht auch vor Rhododendren nicht halt. So gibt es folglich etliche Wildarten, deren Klone auf Ausstellungen Preise gewannen  (das Rating in aufsteigender Reihenfolge lautet A.G.M. = Award of Garden Merit, A.M. = Award of Merit, F.C.C. = First Class Certificate). Dazu mag man stehen wie man will. Die Kritik, dass dadurch der Blick für die anderen, „normalen" Arten verstellt würde, die kaum weniger wertvoll seien, ist nicht von der Hand zu weisen. Denn oftmals sind es nur Nuancen, die zu der Preisverleihung geführt haben, fast immer aber besondere Pflegemaßnahmen, mit denen die Braut geschmückt wurde. Der Befürworter wird allerdings einwenden, dass die Klassifizierung ein nicht unwesentliches Hilfsmittel ist, einen ganz bestimmten Klon auswählen zu können, der die an ihm gerühmten Eigenschaften haben muss, wenn er echt sein soll. Ein Rh. wardii kann eine blassgelbe oder kräftig-gelbe Blütenglocke haben, die auf ihrem Grund einen roten Basalfleck tragen oder ohne diesen sind. Wähle ich aber die A.M.-Form mit dem Namen „Meadow Pond", dann erhalte ich - wenn echt - einen Klon mit einer primelgelben Blüte und einem roten Basalfleck (L.S.& E. = Ludlow, Sherriff & Elliot No. 15764), was überaus zauberhaft aussieht. Nun gibt es allerdings auch andere Rh. wardii-Klone mit rotem Basalfleck (üblicherweise werden sie als L&S-Form bezeichnet), so dass man sich nicht unbedingt auf die Jagd nach „Meadow Pond" machen muss. Er diente lediglich als Beispiel. Sofern man also keinen bestimmten Klon hat, darf man nach der Äußerung des berühmten amerikanischen Rhododendron-Züchters Ben Nelson nie sagen, man habe den Rh. thomsonii oder den Rh. souliei, sondern lediglich man habe einen Rh. thomsonii oder einen Rh. souliei.

In der Folge werden die botanischen Namen genannt und die Sektion oder Sub-Sektion, zu der die Art gezählt wird, in Klammern dahinter. Bei der Sub-Sektionsbezeichnung habe ich mich überwiegend an der aktuellen Eingruppierungen nach Chamberlain et al., Goetsch et al. sowie Peter Cox, einer der derzeit wohl größten Rhododendron-Experten, orientiert. Zu den einzelnen Arten folgt eine kurze Beschreibung, die auf eigenen Erfahrungen beruht. Dabei habe ich mich auf wenige Angaben beschränkt, da ernsthaft Interessierte weiterführende und deutlich bessere Informationen im Internet oder in Prospekten finden können. L heißt laubabwerfend, I dagegen immergrün. Bei den Angaben zu der Herkunft wurden die chinesischen Provinzen (Anhui, Gansu, Hubei, Sichuan, Yunnan, Zhejiang) in der derzeit offiziellen Schreibweise benannt.

 

Rh. albrechtii (Sektion Sciadorhodion) - L (17)

Eine „Azalee" aus Nord-Japan mit sehr auffälligen, tief-rosa gefärbten Blüten. Kann bis zu 1,5-2 m hoch werden. Völlig winterhart. Sehr schön. Vorkommen: Nord-Japan. Namensbedeutung: benannt nach Dr. M. Albrecht, russischer Schiffsarzt.

 

Rh. anhweiense (Sub-Sektion Maculifera) - I

Bereits als junge Pflanze überaus reich blühender Rhododendron aus Ost-China mit weiß-rosa Blüten. Gut winterhart. Vorkommen: Ost-China. Namensbedeutung: benannt nach der chin. Provinz Anhwei (heute Anhui).

 

Rh. anthopogon (Sektion Pogonanthum) - I (18)

Viele Rhododendron aus dieser Sektion gehören zu dem Zauberhaftesten, was diese Pflanzengattung hervorgebracht hat. Leider sind sie etwas empfindlich und nur für geschütztere Gärten zu empfehlen. Kleiner Strauch bis 60 cm mit rosa Blütchen, die in der Form an Primula veris erinnern und in kleinen, Tischtennisball-großen Stutzen stehen. Einer der schönsten Klone ist mit Sicherheit „Betty Graham"(AM). Bei mir tut sich Betty ausgesprochen schwer, so dass ich sie in den Topf und ins Gewächshaus zurückholen musste. Vorkommen: Himalaja-Region, Kaschmir. Namensbedeutung: mit behaarten Blüten.

 

Rh. argyrophyllum (Sub-Sektion Argyrophylla) - I (19)

Wunderschöne Art (meist nicht höher als 1-1,50 m) mit auffälligem, silbrigweißem Indumentum (= Behaarung) auf der Blattunterseite. Blüten in lockerem Stutz mit rein-rosa Färbung. Gut winterhart. Besonders schöner Klon „Chinese Silver" (A.M.). Vorkommen: Sichuan, Zentral-China. Namensbedeutung: mit silbernen Blättern.

Siehe auch → Rh. insigne.

 

Rh. aureum (Sub-Sektion Pontica) - I

Kleinbleibender Strauch (max. 30 cm) mit blass-gelben Blüten. Ausgesprochen blühfaul und wenig ansprechend, aber sehr hart. Eigentlich nur etwas für Sammler. Vorkommen: Sibirien, Mandschurei, Mongolei. Namensbedeutung: golden

 

Rh. auriculatum (Sub-Sektion Auriculata) - I (20)

Für mildere Gärten ein Muss. Sehr hoch werdender Strauch (3 m und mehr) mit großen, dekorativen Blättern. Die sehr spät sich öffnenden Blüten (Juli/August) sind rein weiß und duften stark. Leider verliert der Strauch die alten Blätter beim Neuaustrieb und sieht deshalb recht staksig aus. Muss sehr geschützt und vor allem schattig stehen. Sehr blühfaul in der Jugend. Vorkommen: Hubei, Zentral-China. Namensbedeutung: ohrförmig (bezieht sich auf die Form der Blattbasis).

 

Rh. bureavii (Sub-Sektion Taliensia) - I (21)

Eine der schönsten Blattpflanzen unter den Rhododendren. In seiner besten Ausprägung leuchtet der wollige Bezug der Blattunterseite rostrot. Leider über eine sehr lange Zeit recht blühfaul (wie die meisten Rhododendren aus dieser Sub-Sektion). Kann nach vielen Jahren bis zu 1,5 m hoch werden; in England auch 3 m. Gut winterhart. Vorkommen: Yunnan, Süd-China. Namensbedeutung: benannt nach dem französischen Professor E. Bureau.

 

Rh. callimorphum (Sub-Sektion Campylocarpa) - I

Ein sehr blühfreudiger Klein-Strauch (bis 1,5 m) mit herrlichen, rosa-roten Blütenglocken. Eine der zauberhaftesten Wildarten überhaupt. Leider etwas frostempfindlich und deshalb nur für geschützte Gärten geeignet. Vorkommen: Yunnan, Süd-China und Nord-Ost Burma. Namensbedeutung: von schöner Gestalt.

 

Rh. calophytum (Sub-Sektion Fortunea) - I (22)

Grandioser Strauch mit schmalen, aber bis zu 35 cm langen Blättern. Außergewöhnliche, dekorative Wirkung. Kann bis zu 3 m hoch werden. Die Blüte ist prächtig weiß mit einem auffälligen roten Basalfleck. Blühbeginn allerdings im Februar/März und damit stark frostgefährdet. Die Art ist aber ausreichend winterhart. Benötigt wegen der großen Blätter und der frühen Blüte einen sehr geschützten Standort. Vorkommen: Sichuan, Zentral-China. Namensbedeutung: schöne Pflanze.

 

Rh. calostrotum (Sub-Sektion Saluenensia) - I (23+ 24)

Ein sehr hübscher und leicht zu haltender Zwergstrauch bis max. 1 m. Blütenfarbe sehr variabel von rosa-violett bis dunkel-violett (Witwen-Lila). Prächtig ist die Sub-Spezies → Rh. riparioides „Rock's Form", mit grau-blauer Belaubung und leuchtend purpur-blauen Blüten. Für Steingartenbesitzer sind die Sub-Spezies Rh. keleticum und  Rh. keleticum radicans (24), der wohl am flachsten wachsende Rhododendron, zu empfehlen. Einer der schönsten ist der Klon „Gigha" (F.C.C.) mit rosa-violetten Blüten. Gut winterhart. Vorkommen: Burma, Yunnan, Süd-Ost Tibet. Namensbedeutung: mit einem schönen Überzug (bezieht sich auf den silbrig-grünen Schimmer der Blätter).

 

Rh. campanulatum (Sub-Sektion Campanulata) - I

Wunderschöne Blattpflanze (max. 1,50 m) mit hoher dekorativer Wirkung. Die Blätter tragen unterseits ein rostbraunes Indumentum. Blüht leider erst als etwas ältere Pflanze, dann aber mit schönen Blütenstutzen in violett-bläulichen Farbtönen. Die Sub-Spezies, Rh. aeruginosum, hat einen herrlichen, blau-grünen Neuaustrieb. Leider ist die Blüte wenig schön. Erfreulicherweise blüht sie kaum. Vorkommen: Kaschmir und Bhutan. Namensbedeutung: glockenförmig (bezieht sich auf die Blüte).

 

Rh. campylogynum (Sub-Sektion Campylogyna) - I (25)

Sehr klein bleibendes Sträuchlein (max. 60 cm) mit hübschen, einzeln oder paarweise stehenden Fingerhut-ähnlichen rot bis pflaumenfarbigen Blütchen. Alle sind etwas schutzbedürftig, aber eine Zierde für den Steingarten. Besonders schön ist der Klon „Bodnand Red" (A.M.), sehr zierlich der Klon „Myrtilloides" (max. 30 cm). Vorkommen: Yunnan, Süd-Ost Tibet, Nord-Ost Burma. Namensbedeutung: mit gebogenem Fruchtknoten.

Letzte Aktualisierung: 21.2.2006  -  © Garten-pur GbR