Das Steinmaterial

Für manche Gärtner, die in „steinlosen“ Regionen leben, dürfte die Beschaffung des geeigneten Steinmaterials das größte Hindernis darstellen. Und schon bleiben wir am ersten Detail hängen. Welche Steinart eignet sich weniger gut, welche erweist sich hinsichtlich Konsistenz und Farbe als besonders glückliche Wahl?

Oberstes Prinzip sollte sein, dass die Steine durchaus auch selbst wirken können, aber nie in zu starke Konkurrenz zu den Pflanzen treten sollten. Damit ist nach meinem Geschmack buntes Steinmaterial weniger geeignet. Selbst der häufig verwendete Granit kann in manchen Ausprägungen farblich zu unruhig sein. Auch ein Konglomerat aus unterschiedlichen Steinarten, auf Urlaubsreisen oder Ausflügen gesammelt, mag zwar einen gewissen Souvenircharakter haben, lenkt aber eher von den Pflänzchen ab als den Blick auf sie zu lenken. Denn wir müssen uns immer wieder in Erinnerung rufen, dass manche dieser Zwerge zumindest in den  Anfangsjahren nicht größer als eine 1-Euro-Münze sind (Bild 28 Kelseya uniflora) oder eine so unscheinbare Tarnfarbe tragen, dass sie im bunten Murmelspiel der Steine verloren gehen.

Meine Wahl heißt folglich „ruhige“ Steine verwenden. Das bezieht sich aber ausschließlich auf die Farbe, nicht jedoch auf deren Struktur. Je kantiger, löchriger, schrundiger oder schilfriger ein Stein aussieht, desto willkommener ist er. Von glatten Steinen wie etwa Kiesel oder in Flüssen geschliffenem Nagelfluh  würde ich abraten, da sie leicht unnatürlich wirken und mit den Pflanzen selten eine harmonische Verbindung eingehen. Eine grobporige Steinoberfläche begünstigt dagegen den „Alterungsprozess“, da sich innerhalb weniger Monate Moose und Flechten ansiedeln (Bild 29 Farn Asplenium fontanum).

Wer sich steinarm fühlt, ist auf einen Baustoffhändler angewiesen. Sonst streife man durch Wald und Wiesen. Die Bauern lagern oft die herausgepflügten Steine am Feldrain. Auch wird es mit Sicherheit in der Nähe einen Steinbruch geben, der für wenig Geld liefert. Oder eine Ausflugsfahrt in hügeligere Regionen wird dazu genutzt, den Kofferraum voll zu laden. Für die Rückkehr etwaiger Mitfahrer gibt es ja noch Bahn, Bus oder Anhalter. Es ist geradezu verblüffend, wie viele schöne Steine es in der unmittelbaren Umgebung gibt, so denn danach gesucht wird. Eine durchaus attraktiv wirkende Alternative wären Natursteinplatten mit unregelmäßigen Bruchkanten, wie sie inzwischen von vielen Baumärkten angeboten werden. Diese Platten lassen sich quasi in einer „Sandwich-Methode“ (immer abwechselnd eine Schicht Steinplatten, eine Schicht Substrat) treppenartig aufschichten. In die Zwischenräume werden dann die Pflanzen gesetzt. Wesentlich erscheint mir, dass das verwendete Steinmaterial einheitlich ist und kein buntes Durcheinander.

Besonders schön wirkt Muschelkalk, da er durch Frosteinwirkung in recht kurzer Zeit erodiert. Ebenso Lavatuff aus der Eifel. Die verblüffendsten Effekte erzielen sogenannte Lochsteine, die es aus Kalk oder Jura gibt. Diese Steinbrocken sind stark ausgehöhlt und durchbrochen. In diese Hohlräume lassen sich mit einigem Geschick und unter Zuhilfenahme eines Schlagbohrers die Alpinen einsetzen. Auf der Schwäbischen Alb werden derartige Steine gefunden. Ich hatte vor vielen Jahren einen solchen, fast 1 m hohen Brocken, der von Steinbrechgewächsen  förmlich überkrustet war. Wenn diese mit ihrem Blütenfeuerwerk das Frühjahr einläuteten, war das schon eine nachbarschaftliche Sensation.

 

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Letzte Aktualisierung: 23.2.2015  -  © Garten-pur GbR