Der Standort

Der Standort ist eine heikle Angelegenheit, da viele Gebirgspflanzen die volle Sonne mögen, ebenso viele aber Schattenliebhaber sind. Was tun?

Eine Antwort könnte lauten, zwei Steingärten anlegen. Dann allerdings benötigen wir weitere für kalkholde und kalkfliehende Pflanzen sowie für Trockenheit benötigende und Feuchtigkeit liebende. Ich habe mich entschieden, für meinen Haupt-Steingarten den Schlagschatten des Hauses zu nutzen. Nur frühmorgens und abends trifft ihn die volle Sonne. Ich glaube, dass eine sonnenhungrige Pflanze durchaus besser mit dem lichten Schatten zurecht kommt als eine dem Schatten zugewandte mit den heißen Sonnenstrahlen. Sind nicht auch im Hochgebirge die meisten Pflanzen einem ständigen Lichtwechsel durch Wolken und Schattenwanderung ausgesetzt? Weiterhin ist auch die spezielle Bodenstruktur zu bedenken. Das meist sehr luftige und extrem wasserdurchlässige Pflanzsubstrat trocknet in der prallen Sonne recht schnell aus und erfordert eine erhöhte Wachsamkeit  hinsichtlich etwaiger Trockenschäden.

Ein Teil meines zweiten Steingartens ist bewusst der mittäglichen Sonne ausgesetzt und nutzt durch eine 30° Neigung deren Strahlen optimal aus. Wie bereits vorher angemerkt, kann ich allerdings nicht feststellen, dass sich die derartige Voraussetzungen angeblich fordernden Pflanzen dort sichtbar wohler fühlen. Wird jedoch für ausreichende Luftfeuchtigkeit gesorgt, wie bei meinem Rosmarinseidelbast, der über einem kleinen Wassertümpelchen schwebt (Bild 30 Daphne cneorum), dann wirkt sich das merklich auf Wachstum und Blütenreichtum aus. Dennoch wird man es mit lichtem Schatten wohl dem größten Spektrum von Alpenpflanzen ausreichend recht machen können.

Vor zuviel Schatten sei allerdings gewarnt. Allzu leicht verlieren die Pflanzen bei dieser Situation ihren natürlichen Habitus, weil sie ihre Hälse nach der Sonne recken müssen. Auch im Kronenbereich von Bäumen fühlen sich die Gebirgsbewohner nicht wohl. Der Tropfenfall und eine zu hohe Humidität verderben oftmals die Blattstrukturen, führen zur Fäulnis und zerstören die bei vielen Pflanzen so zierende Bemehlung (Bild 31 Primula auricula mit Blüte +  Bild 32 Primula auricula mit zierendem Blatt).

 

Weiter geht es im Kapitel: Der Aufbau.

Letzte Aktualisierung: 23.2.2015  -  © Garten-pur GbR