Eine Garten-pur Empfehlung

 

 

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Die Esskastanien - Nahrungsquelle und bedrohte Naturressource

Die Esskastanien - Nahrungsquelle und bedrohte Naturressource

von Hahn, Stephan
Books on Demand GmbH, Norderstedt 1. Auflage 2004

Broschiert, 264 Seiten

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Die dendrologische Literatur ist in Bezug auf Monographien über bestimmte Gattungen gar nicht schlecht versorgt. Ich denke da etwa an Ilex, Hamamelis, Acer, Magnolia oder Rhododendron. Sie alle sind schon Hauptdarsteller in umfangreichen und detaillierten Abhandlungen. Stephan Hahn sorgte mit einer umfangreichen Monographie, die das gesamte Themenspektrum rund um die Esskastanien aufarbeitet, dafür, dass sich der interessierte Leser nun auch über die Gattung Castanea mit einem Griff ins Bücherregal umfassend informieren kann.

Das Werk entstand aus Sorge und aus Interesse des Autors an dieser Pflanzengattung. Als die Schlagzeilen um die Pilzkrankheit, die die europäischen Esskastanienbestände in ihrer Existenz gefährden, verschwanden, nahm der Autor dies zum Anlass, sich intensiver zu informieren.

Das Werk widmet sich zuerst der Gattung an sich. Von allgemeiner Botanik, der Biogeographie und den Parasiten und weiter über die Nutzung, Hinweise zum Anbau bis hin zu Informationen über Verarbeitung, Vermehrung und Züchtung gibt es selbst für Fachleute sehr viel Wissenswertes zu erfahren.

Im Kapitel über die ostasiatischen Arten werden Castanea henryi, Castanea seguinii, Castanea mollissima und Castanea crenata (die wegen ihrer großen Widerstandskraft gegenüber Kastanienkrankheiten von Bedeutung ist) detailliert erörtert.

Auch den amerikanischen Arten Castanea dentata, Castanea ozarkensis und Castanea pumila (sie soll sehr delikate und süße Früchte haben, welche aber für eine kommerzielle Nutzung zu klein sind) ist breiter Raum gewidmet. In diesem Zusammenhang ist auch detailliert über das Schicksal Cryphonectria parasitica nachzulesen, das der „Prickly bur“ – wie die Amerikaner ihre Kastanie nennen – wiederfahren ist. "Baumbestände in einer Größenordnung von 3,5 Milliarden Stück starben ab, so dass es zu einer großflächigen Veränderung des Waldbildes kam."  Bis heute kämpft man um ihr Überleben.

Am intensivsten ist schließlich die einheimische Esskastanie Castanea sativa aufgearbeitet. Von artspezifische Pflanzenkunde, Verbreitung, Nutzung (auch forstlich), Vermehrung und Züchtung bis hin zur Verwertung fehlt es an keiner Information. Selbst zu Kulturmaßnahmen wie Schnitt und Ernte finden sich interessante Hinweise.

Selbstverständlich wird auch hier der Kastanienrindenkrebs thematisiert. Demnach gibt es berechtigte Hoffnung für das Überleben der Bestände aufgrund der Ausbreitung hypervirulenter Stämme.

Für Gärtner natürlich besonders interessant: Viele verschiedene Fruchtsorten und die Thematik der "Bestäubung" werden klar und verständlich erläutert. "Kastanien sind sowohl Insekten- als auch Windblütler, also sowohl zoogam als auch anemogam. Eine Tierbestäubung  erfolgt besonders durch Käfer (60 %) und Fliegen (20 %). Der Übergang der Käferblume zum Windblütler ist aber klar ersichtlich." Mehr wird hier vorab nicht verraten.

Als Anhänger sowohl von Wildformen als auch Zierselektionen vermisse ich für letztere lediglich deren exakte Aufbereitung. Es ist zwar klar, dass dies nicht dem zentralen Interesse der Autors entspricht, einer vollständigen Monographie würde es aber zur Ehre gereichen. Für Gärtner, Dendrologen, Naturinteressierte und Esskastanienverliebte eine uneingeschränkt zu empfehlende Lektüre, wenn man von dem teilweise verwendeten Fachvokabular nicht abgeschreckt wird.

Dieses Werk trägt der Bedeutung dieser wunderbaren Baumart Rechnung und hilft mit Sicherheit, die Menschen wieder etwas sensibler und hellhöriger zu machen, wenn es um die mächtigen Esskastanien geht.

Weitere Informationen finden sich auf der Webseite des Autors.

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